Die Laurentiuskirche in Bünde

Die Laurentiuskirche in Bünde (Westfalen)
Die Laurentiuskirche

Die Laurentiuskirche sollte durch ihre signifikante Geschichte und durch einen Rückbauprozess in Bünde mit der Neugestaltung eine Aufwertung erfahren und ihre Identität erhalten. Dabei galt es, die historische Ausstattung zu bewahren, sie zeitgemäß einzubinden und für andere Formen von Gottesdiensten, Konzerten, Lesungen, Ausstellungen u.a. zukunftsfähig zu gestalten. Ziel der Gemeinde war es, den Raum für die unterschiedlichen Angebote flexibel nutzen zu können. 

 

Die historische Kanzel als Ort der Kommunikation des Evangeliums sollte aufgewertet werden, ­indem sie wirklich genutzt wird. Durch das Versetzen in den Chor entstehen klare Sichtachsen in alle Bereiche des Raumes. Das zum Abstellraum gewordene Südschiff mit der kleinen Apside ist damit auch wieder Teil der Kirche geworden. Gleichzeitig können in dem ehemaligen Querhaus mit hoher Aufenthaltsqualität Veranstaltungen für kleinere Gruppen oder Meditation und Gedenken mit der Möglichkeit zur Entzündung von Kerzen stattfinden. Dabei stellt die neu gestaltete Apsis mit ­angedeutetem Kreuz und Lichtort keine Konkurrenz zum Altarraum da. 

Die historische Kanzel

Die neuen Stühle von Thonet mit Bankcharakter bieten auch im Mittelschiff neben einer Block­bestuhlung die Möglichkeit einer multifunktionalen Eignung. Die Bänke unter und auf der Empore bleiben erhalten und bilden zusammen eine Einheit.

 

Die Zuwege der Kirche ergeben sich durch die Lage des Parkplatzes mit angrenzendem Gemeindehaus und der in unmittelbarer Nähe befindlichen Fußgängerzone der Innenstadt. Der im klassischen Sinne als Haupteingang gewertete Eingang unter dem Turm und der im Norden befindliche Seiteneingang werden mit je 50 % Nutzung zu den Haupteingängen erklärt. Dies hatte zur Folge, dass die verschiedenen aneinander gereihten Rampen im Turm ausgebaut und durch eine einheitlich ansteigende und großzügige Fläche von der Tür bis unter die Orgelempore ersetzt wurden.

Zuwege zur Kirche

Mit dem Bau einer neuen Treppenanlage mit Treppenauge und der Fensterfreilegung erfährt der Eingang Nord eine Aufwertung und enorme Großzügigkeit. Eine Podestfläche mit barrierefreier Rampe entschärft die alte Stolperstufe und ihre Größe spiegelt die des neuen Treppenauges wieder. Die Tür ist frei und der Raum lichtdurchflutet. Die Stahl-Glastür nimmt die Zugerscheinungen der historischen Tür auf. Stahl in Kombination mit Eiche prägt den neuen Raum.

 

Mit dem Ausbau der drückenden Rabbitzdecke erfährt die Empore ihre Eigenständigkeit und gibt dem Raum mehr Großzügigkeit.

Treppenanlage und Empore

Entwürfe für neue Prinzipalien, darunter ein modularer Altartisch, Ambo sowie der Osterkerzen­halter wurden erarbeitet. Im Altartisch integrierte liturgische Farben variieren die Neubelebung traditioneller Paramentik. Die jeweils aktuelle Farbe wird durch Positionswechsel zweier mundgeblasener Antikglasscheiben sichtbar. Das ehemalige aufgesetzte Altarbild wurde nach der Restaurierung in einem Messingrahmen gehalten und an der Ostwand befestigt. Rechts daneben wurde der Zufallsbefund einer alten Tabernakelnische sichtbar gemacht und für die Abendmahlsgeräte genutzt. Eine frei vor den Korpus gestellte Faltwerktreppe aus Stahl ermöglicht den neuen Zugang zur Kanzel.

Prinzipalien, Altarbild und Tabernakelnische


Antependien aus Glas

Eine heißverformte Sicherheitsglasscheibe, 8 mm stark, bildet die hintere Ebene. Sie fungiert als Teil der gläsernen Antependien und zeigt ein trans­parentes, körperhaftes Kreuz auf leicht strukturiertem Hintergrund. Gleichzeitig übernimmt sie eine aussteifende Funktion für den Altartisch. Die vordere Ebene besteht aus je 2 hochrechteckigen Sicherheitsgläsern. Beide Einzelgläser mit den liturgischen Farben [Grün, Weiß, Violett und Rot] können in die dafür vorgesehenen Nuten im Altartisch eingestellt und dem Kirchenjahr entsprechend gewechselt werden. Hinteres Glasrelief und vorderes Lichtkreuz ergänzen einander, bilden in der Überlagerung eine Einheit und sorgen so für mehr räumliche und inhaltliche Tiefe. Auf vorderer Ebene wird das Kreuz durch die Außenkanten der laminierten farbigen Echt-Antikgläser erlebbar.

 

Mit den Glaskünstlern Michael Lönne und Jörn Neumann wurde die Idee für diese ganz besonderen Antependien weiterentwickelt und umgesetzt.

 

Das Antependium, seit dem 4. Jahrhundert gebräuchlich als Altar­behang, ist ursprünglich ein reich verzierter und bestickter Vorhang aus Stoff an der Vorderseite oder an den Seiten des Unterbaus des ­Altares. Sie werden in den liturgischen Farben gestaltet und im Rhythmus des ­Kirchenjahres gewechselt.


Zur Instandsetzung gehörte der Austausch der salzbelasteten Putzflächen an den umlaufenden Wandflächen und die Öffnung, das Nacharbeiten und Sichern der Risse in den Gewölbeflächen.

 

Für den Einbau einer neuen Fussboden- und Wandheizung wurden die in den 70er Jahren verlegten Wesersandsteinplatten nach historischem Diagonalverband neu eingebaut. Eine an den Außen­wänden umlaufende Kiesrinne mit Friesen gibt dem Raum Struktur. Die Kiesrinne ermöglicht ein Auskondensieren der Feuchtigkeit und fasst den Bodenbelag im Übergang zum unebenen Mauerwerk. Die Elektroinstallation wurde erneuert mit dem Einbau einer neuen Beleuchtung unter Nutzung der bestehenden Bohrungen in den Gewölben. Maßnahmen gegen die Schimmelbildung in der Orgel wie der Einbau einer Lüftungsanlage sowie die Motorisierung der bestehenden Fensterflügel in Kombination mit einer Steuerungsanlage wurden vorgenommen.

Eine Kiesrinne fasst die Wesersandsteinplatten im Übergang zum unebenen Mauerwerk.

Die Denkmalrechtliche Erlaubnis mit engmaschigen Baubesprechungen waren Voraussetzung für die Umgestaltung und Instandsetzung der Kirche. Der schmale Grat zwischen den Belangen der Religionsausübung und dem Erhalt bzw. der Konservierung historischer Elemente waren die Herausforderung im Prozess. Gestalterisch sollte auf die aktuelle Fassung mit Quaderbemalung verzichtet werden. Dieses führte zur Durchführung einer Bestandsaufnahme der historischen Putze und Farbigkeiten auf den Architekturoberflächen. Der Innenraum von 1904 mit weißen Säulen und monochromer Empore bildete die Grundlage für die schlichte Neufassung des Innenraumes.

Die schlichte Neufassung des Innenraumes: Blick in das Kirchen- und Südschiff

Mit Liebe zur Geschichte und zum Detail

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